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21. Sonntag im Jahreskreis 22./23.8. 2020

Evangelium: Mt 16,13-20

Mehr als das Bild

Das mit Abstand teuerste jemals versteigerte Gemälde wechselte Ende 2017 an einem New Yorker Auktionshaus seinen Besitzer. Zwei Telefonanbieter lieferten eine „archaisch-historische Schlacht“. 450 Mill. Dollar war es einem anonymen Bieter wert. Der Name des Bildes „Salvator Mundi“, „Erlöser der Welt“. Zugeschrieben wird das Gemälde Leonardo Da Vinci. Wer das Bild jetzt sein Eigen nennt und es für sich betrachteten kann, ist nicht bekannt. Es gibt Vermutungen, dass dort, wo sehr viel Geld keine Rolle spielt, der Besitzer  und vielleicht Betrachter sein wird.

Der Betrachter muss seinen Namen nicht preisgeben. Er weis wer er ist. Aber, so darf man fragen, weiß er wer die dargestellte Person ist? Weiß er, was er unter Erlöser der Welt verstehen soll? Ich kann mir vorstellen, das Bild Jesu, der Salvator Mundi, fragt selbst seinen Betrachter: Für wen hältst du mich?

Petrus, Fels und Christus

Es ist die Frage des Evangeliums, die entscheidende Frage an die Jünger. Der Petrus spricht für alle das Bekenntnis aus: Du bist der Messias, der Christus, der Gesalbte, der erwartete – politische – Befreier, der Erlöser.  Wohl zunächst der erwartete und ersehnte Erlöser Israels. Aber wie sich zeigen wird, ist er der Erlöser der Welt, der Salvator Mundi.

Petrus spricht dieses große Wort aus. Er ist der Sprecher der Zwölf. Er ist der ungestüm Begeisterte, er tritt leidenschaftlich für Jesus ein. Aber er versagt auch kläglich. Das alles berichten die Evangelien. Die Stärken und Schwächen seiner Nachfolger im Petrusamt, sind bis zum heutigen Tag in diesem Urbild der Kirchenleitung schon enthalten.

Diesem Petrus, eigentlich Simon, sagt Jesus die Eigenschaft eines standhaften Felsens zu. Interessant ist, dass der Bischof von Rom, also Nachfolger des Petrus, im Jahr 2018 gesagt hat, nicht Petrus wäre der Fels, sondern Jesus selbst. Was steckt dahinter?

Neue Forschungen, die weder von den griechischen Texten des Neuen Testaments, noch von des lateinischen ausgehen, untersuchen die neutestamentlichen Schriften in der Sprache die Jesus gesprochen hat, in der Bibel des syrischen Christentums, in syrisch-aramäischer Sprache. Und da kommt, anders als in den synoptischen Evangelien, der Zuspruch Gottes für seinen geliebten Sohn, kombiniert mit der Bezeichnung Fels. „Auf diesem Felsen werde ich meinen Tempel bauen“.

Ein Schluss, den man daraus ziehen kann ist, Petrus und alle seine Nachfolger, ja alle in der Amtskirche, haben auf Jesus zu verweisen. Er ist in Wahrheit der Fels, das feste, tragfähige Fundament. Wer also ein Problem mit der Amtskirche und all ihren Vertretern hat, muss deshalb kein Problem mit Jesus haben.

Ja wir dürfen uns auch die Frage stellen, glaube ich an einen Amtsträger, oder glaube ich an die Botschaft, die Jesus gebracht hat? Und er, Jesus, verweist auf Gott, den er seinen Abba, oder lieben Vater nennt. Er verkündet nicht sich selbst. Er verkündet das Wesen Gottes, seine Liebe, Güte und Barmherzigkeit. Und er lebt auch so, dass der Vater in ihm erkennbar ist. Er ist der Fels, das sichere Fundament unseres Glaubens.

 

Wer hat den Schlüssel? Wer ist der Schlüssel?

In der darstellenden Kunst ist ein Schlüssel das signifikante Zeichen für Simon Petrus. So wie z.B. das Schwert ein Zeichen für den Paulus ist. Auch die 4 Evangelisten werden oft sogar nur durch ihre Symbole dargestellt. Für Simon Petrus ist also, von dieser Evangeliumsstelle abgeleitet, der Schlüssel das Erkennungszeichen. Dem Petrus werden aber nur im Matthäus-Evangelium die Schlüssel des Himmelreiches übergeben.

Wiederum interessant ist, dass im Matthäus-Evangelium 2 Kapitel weiter, die Vollmacht zu binden und zu lösen, den Jüngern anvertraut wird. Wenn man diese Vollmacht in ihrer historischen Entwicklung ansieht, so haben zunächst die Rabbiner entschieden, wenn es um eine Auslegung der Tora gegangen ist. Nach dem Ausschluss der jungen Christen aus der Synagoge, schreibt der Matthäus an seine Gemeinde, dass sie selbst jetzt, verbindlich sprechen sollen, wenn etwas zu entscheiden ist.

In der zuvor zitierten syrisch-aramäischen Bibel, ist nicht nur Jesus der Fels, auf dem Gott seinen Tempel baut, auch die Schlüsselgewalt , zu schließen und aufzuschließen, wird Jesus übergeben. Somit soll die Gemeinde im Geiste Jesu entscheiden. Bei ihm ist der Schlüssel zu binden und zu lösen. Das muss für unser Verständnis von Kirche noch entwickelt werden.

Gibt die Kirche, geben wir als kleine Gemeinde und kleiner Teil der Kirche, ein glaubwürdiges Bild von Gott? Wir geben ein glaubwürdiges Bild von Gott, wenn unser Fundament, das felsige Fundament, Jesus ist. Und alle Entscheidungen müssen wir, auch als kleiner Teil der Kirche, in seinem Geist fällen. Er ist der Schlüssel.

Das Bildnis des Salvator Mundi muss man nicht sehen und  besitzen. Aber die Frage wird entscheidend sein, wer ist dieser Jesus für mich.  Baue ich auf ihn, wie auf einem felsigen, tragfähigen Fundament und erschließe ich in seinem Geist mein Glück?