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PALMSONNTAG, 28.03.2021

Einführung

L1:Wenn die Fastenzeit eine „Einübung in Leben“ sein will, dann gehört auch der Palmsonntag dazu, dieser Moment, wo es im Leben schlagartig von dem „Hosianna!“ umkippt ins „Kreuzige ihn!“

Mein Einzug in Jerusalem ist nicht viel anders als der vor zweitausend Jahren: Aus Jubel und Triumpf, dem scheinbaren Sieg und Erfolg, wird schlagartig Schuld und Versagen, Zweifel und Angst, Verlassenheit und Anklage. Ja, es gibt solche Momente im Leben, in denen man in ein Loch fällt. Auch das ist Leben … und man muss da gar nichts schönreden …

Wie zutiefst menschlich das ist, davon erzählen uns die Evangelien. Auch Jesus fällt abgrundtief aus dem „Hosianna“ in das „Kreuzige ihn!“ Er ist so sehr Mensch, dass ihm diese Erfahrung nicht erspart bleibt – und er ist so sehr Gott, dass er sich in das dunkelste Dunkel mit hineinbegibt, in Leid und Schmerz, Verlassenheit und Angst – Weil er uns nicht allein lassen will. Das ist seine Liebe zu uns, seine im wahrsten Sinne des Wortes abgrundtiefe Solidarität.

Und gerade deshalb brauchen wir dem Dunkel, dem Scheitern, der Verlassenheit in unserem Leben nicht auszuweichen. Es gehört zur Realität unseres Lebens dazu – und niemand, auch nicht Gott, kann es uns ersparen. Aber mitten im Dunkel, mitten im Tod, ist er dabei, geht er mit uns. Er wird nicht verhindern können, dass wir weinen. Aber das hat er uns auch nie versprochen …

Deshalb werden am Palmsonntag beide Lesungen gelesen: Die vom „Hosianna“ in Jerusalem und die vom „Kreuzige ihn!“. Wir werden mit hineingenommen in die Spannung, die Leben schafft.

 

L2:Die grünen Zweige, die wir jetzt in unseren Händen tragen, werden jetzt gesegnet. Wir nehmen sie mit nachhause. Sie sind Zeichen der Erinnerung – auch in den dunkelsten Stunden ist Gott, ein „Gott mit uns!“.

 

Segnung der Palmzweige

Guter Gott, schau die grünen Zweige an. Es ist nicht unsere Idee, dass wir sie in den Händen haben. Die Kinder von Jerusalem haben es vorgemacht. Die Zweige sagen uns etwas über die Liebe Jesus zu uns Menschen. Segne die Zweige, die wir in den Händen halten. Lass sie uns zum Zeichen werden, dass deine Liebe größer ist als alles Sterben und dass in allem Scheitern das Leben neu erblühen kann. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Hinführung zum Evangelium

Was ist das für ein Mann, der auf einem Esel in eine Stadt einzieht? Kein König auf einem herrschaftlichen Pferd, kein Krieger in glänzender Rüstung. Und doch jubeln die Menschen Jesus zu. Sie legen Kleider vor ihn hin, rollen ihm „den roten Teppich“ aus. Sie heißen ihn willkommen und geben ihm zu verstehen: „Schön, dass du da bist.“

Stellen wir uns vor, wir stehen am Straßenrand und erleben die folgende Szene. Vielleicht erkennen wir dann die überlieferte Frage als unsere Frage wieder: „Wer ist dieser Mensch?“

 

L1:Jesus war mit seinen Jüngern unterwegs nach Jerusalem. Gerade ka­men sie in Betfage an. Das ist ein kleines Dorf bei Jerusalem und liegt auf dem Ölberg. Jesus sagte zu zwei von seinen Jüngern:

P.:Geht voraus! Gleich, wenn ihr in das nächste Dorf hinein kommt, werdet ihr einen jungen Esel finden, der angebunden ist. Noch niemand ist auf diesem Tier geritten. Bindet ihn los und bringt ihn mir. Falls euch jemand fragt: Was macht ihr da? Dann sagt einfach: Der Herr braucht das Tier.

L1:Jetzt sollte geschehen, was schon viele Jahrhunderte ein Prophet vorausgesagt hatte und was in der Hl. Schrift aufgeschrieben stand:

L2:Sagt der Stadt Jerusalem: "Siehe, dein König kommt zu dir. Er reitet sanftmütig auf einem jungen Esel."

L1:Die Jünger gingen in das Dorf und fanden alles so, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Als sie den jungen Esel losmachten, sagten einige Leute, die dabeistanden:

L2:Was macht ihr da? Warum bindet ihr das Tier los?

L1:Die Jünger aber antworteten nur:

Alle:Der Herr braucht dieses Tier.

L1:Da waren die Leute zufrieden. - Als die Jünger das Eselsfüllen zu Jesus brachten, legten sie von ihren Kleidern auf das Tier und halfen Jesus, sich darauf zu setzen. Sie legten sogar ihre Kleider wie einen Teppich auf die staubige Straße, damit Jesus darüber reite.

Es war üblich, dass Leute aus Jerusalem den Festpilgern entgegengin­gen, um sie freundlich zu empfangen. Seine Freunde brachen Zweige von den Palmen, schwenkten diese vor Begeisterung und riefen Jesus zu:

L2:Gepriesen sei der König, der kommt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe!

L1:Sie lobten Gott mit lauter Stimme, weil er Jesus, den Messias, gesandt hatte. Jesus ließ sich den Jubel gefallen, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht richtig verstanden. Die Leute dachten an einen siegreichen König, er aber ritt auf einem geliehenen Esel, armselig und ohne irdische Macht. Er kam auf einem jungen Esel, der für Kampf und Krieg unbrauchbar ist. Jesus kam nicht hoch zu Ross. Er zog als Friedenskönig ein. Immer mehr Menschen riefen:

L2:Gepriesen sei der König, der kommt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe.

L1:So verehrten sie Jesus wie einen König. Das passte aber einigen Leuten nicht. Hohepriester und Schriftgelehrte riefen Jesus zu:

L2:Jesus, die verehren dich ja wie einen König. Das geht nicht. Verbiete es den Jüngern.

L1:Doch Jesus gab ihnen zur Antwort:

P.:Ich sage euch, wenn diese Menschen schweigen, werden es die Stei­ne hinausschreien, dass ich ein König bin.

L1:Das sollte heißen: Jetzt ist die Stunde gekommen, da Gott seinen Sohn verherrlicht. Und wieder stimmten alle in den Jubel ein:

L2:Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!

 

KYRIE:

    L1:Du nimmst mich an mit meinen Ängsten, Sorgen und all den Eigenschaften, die ich an mir hasse. Lass mich der sein, die mit dir in Jerusalem einzieht!
Herr erbarme dich unser

    L2:Du bindest mich los von den Verpflichtungen, die ich glaube zu haben und die mich manchmal von anderem fernhalten, auch von dir.
Lass mich der sein, der mit dir in Jerusalem einzieht!
Christus erbarme dich unser

    L1:Du brauchst mich, du liebst mich, so wie ich bin. Lass mich an mich glauben!
Lass mich der sein, die mit dir in Jerusalem einzieht!
Herr erbarme dich unser

 

TAGESGEBET:

Gott, so sehr hast du die Welt geliebt, dass du selber Mensch geworden bist in Jesus Christus. Er ist einen Weg großer Einfachheit gegangen, einen Weg ohne Macht und ohne Gewalt.

Hilf uns, dass wir den Weg mitgehen. Lass uns erfahren, dass unser Leben und sein Leben tief verbunden sind.

Und wenn wir den Weg Jesu auch durch Leid und Tod mitgehen, dann lass uns mit ihm das neue Leben finden in dir, Gott, der du Leben bist und Leben schenkst, heute und alle Tage. Amen.

 

ZWISCHENGESANG:

Einzug in die Kirche

L1: Die Liturgie des heutigen Tages sieht vor, es nicht beim Palmsonntag zu belassen, sondern die Geschichte – fast – bis zum Ende zu erzählen. Warum wieder diese Rückerinnerung?

Werden nicht viele Stationen auf menschlichen Lebenswegen angerissen? So viele, dass wir sie nicht alle nennen können?

  • Der Verrat: Einer, der mit mir die Hand in die Schüssel taucht, wird mich verraten.
  • Einsamkeit am Ölberg: Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mit vorüber.
  • Verurteilung: Willst du nichts sagen zu dem, was die Leute gegen dich vorbringen?
  • Verleugnung des Petrus: Ich kenne diesen Menschen nicht.
  • Leidensweg: Sie zwangen Simon, im das Kreuz tragen zu helfen.
  • Die Kreuzigung: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Riskante Erinnerung. Heilsame Betroffenheit. Wir kommen vor in der Gestalt des Judas, des Petrus und des Pilatus. Wir kommen selbst in diesem Kreuzweg vor – und finden uns wahrhaftig nicht immer auf der richtigen Seite.

Muten wir uns diese gefährliche und heilsame Erinnerung zu.

 

Nacherzählung der PASSION

L1:Jesus hält sein Abschiedsmahl mit seinen Freunden

An dem Abend, an dem Jesus verraten wurde, feierte er mit seinen Jüngern das Paschafest. Und als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot und sagte Gott, seinem Vater, Dank, brach das Brot und reichte es seinen Jüngern mit den Worten:

P.:„Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“

L2:Damals in Jerusalem saßen mit IHM zwölf Männer am Tisch und feierten ihre Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. SEINE letzte Tat war ein Abendmahl und keine Konferenz. Sie haben Brot geteilt und keine Beschlüsse gefasst. Sie haben den Wein der Freude getrunken und keine Gebote erlassen. ER hat seinen Jüngern die Füße gewaschen und nicht den Kopf. Sie haben einander geliebt und nicht überwacht.

L1:Jesus betet am Ölberg

        Jesus weiß, dass er sterben muss. Am Abend geht er mit seinen Freunden zum Ölberg draußen vor der Stadt. Er sagt zu Ihnen:

P.:„Bleibet wach! Wartet auf mich! Ich will zu Gott beten!“

L1: Dann ging Jesus weiter. Er hat Angst, er ist einsam und betet:

P.:„Vater, hilf mir! Du kannst alles. Wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst!“

L2: Voller Angst, Verzweiflung, Verlassenheit. Nicht klar denken können. Angst fesselt, engt ein. Es wird dunkel. Ein Abgrund tut sich auf. Ich weiß nicht weiter. Manchmal hilft es, wenn einer kommt und mich anspricht. Manchmal hilft es, der Angst offen ins Auge zu sehen. Manchmal hilft es, seine Befürchtungen zum Ausdruck zu bringen. Manchmal ist es einfach notwendig, sie auszuhalten, Geduld zu haben. Manchmal hilft es, seine Gedanken und Gefühle Gott hinzuhalten.

L1:Verraten und festgenommen

        Judas führte die Feinde zu Jesus. Er sagt zu ihnen: „Ich zeige euch, wer er ist. Der, dem ich einen Kuss geben werde – das ist Jesus!“ Und so geschieht es. Jesus erwiderte ihm:

P.:„Freund, dazu bist du gekommen?“

L1:Die Soldaten packen Jesus und nehmen ihn gefangen. Sie packen ihn wie einen Verbrecher. Da laufen alle Freunde davon.

Sie bringen Jesus zu Pilatus, dem Herrn des Landes. Sie haben Jesus verspottet und ausgelacht. Er trägt eine Krone aus spitzen Dornen und einen Purpurmantel. Sie sagen zu Pilatus: „Er will Gottes Sohn sein! Er will der König sein, den Gott geschickt hat!“ Doch Pilatus will ihn nicht zum Tode verurteilen. Er meint, dass Jesus kein Verbrecher ist. Er sagt: „Der Mann hat nichts getan, womit er die Todesstrafe verdient.“ Doch die Menschen rufen immer lauter: „Ans Kreuz mit ihm!“ Und so verkündet Pilatus das Urteil.

L2:Ja, ich habe Angst und ich fühl mich Gott verlassen. Da sind die Tränen und da bleibt die Einsamkeit. Ich würde gerne wissen und muss doch aushalten – gehen Schritt für Schritt. Das Ziel nicht sehen – mich hingeben an das Leben – im Vertrauen, du bist dabei.

L1:Jesus muss sein Kreuz tragen

        „Ans Kreuz mit ihm!“, haben sie geschrieen. Draußen vor der Stadt ist ein kleiner Hügel. Dort werden die Verbrecher gekreuzigt, dort müssen sie sterben. Der Hügel heißt Golgota. Die Soldaten reichen Jesus das schwere Holzkreuz. So trägt Jesus das Kreuz durch die Straßen. Viele Leute ziehen hinter ihm her. Es sind viele darunter die weinen. Einmal kann Jesus nicht mehr. Er fällt hin. Er ist zu schwach. Da sehen die Soldaten einen kräftigen Mann in der Nähe. Er heißt Simon. Sie befehlen ihm: „Hilf ihm das Kreuz tragen!“ Oben auf dem Berg angekommen, nageln die Soldaten Jesus an das Kreuz.

L2:Jeder von uns hat seinen Karfreitag. Das ist der Tag, an dem in meinem Leben die Lichter ausgehen, es dunkel wird um mich herum, die Nägel des Leidens schmerzhaft in mich hineingeschlagen werden. Unser Gott, bewahrt uns nicht vor diesen Karfreitagen in unserem Leben, aber er gibt sich selbst in all diese Dunkelheiten, die Schmerzen, die Angst mit hinein – er teilt sie mit mir. Weil er all das am eigenen Leib erfahren hat, weil er weiß, wie sich das anfühlt. Er kennt die Schmerzen, die Tränen die Gottverlassenheit. Ja er kann uns diese Dunkelheiten nicht nehmen, aber er nimmt das tiefste Dunkel auf sich, um uns nahe zu sein.

L1:Jesus stirbt am Kreuz

        Zwei anderer Verbrecher werden mit ihm gekreuzigt. Die Leute die vorbeikamen verhöhnten Jesus. Er betet zu Gott:

P.:„Vater, verzeih ihnen! Sie wissen nicht, was sie tun!“

L1:Um die neunte Stunde rief Jesus laut:

P.:„Eli, Eli, lema sabachtani?“

L1:Dann hauchte er den Geist aus. Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten sahen was geschah, erschraken sie sehr und sagten: „Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“

Als Jesus tot ist, gehen die Leute davon. Nur wenige Freunde sind noch da. Sie holen den toten Körper ihres Herrn vom Kreuz herunter. Wickeln ihn in Tücher und bringen ihn zu einem Grab in einem Felsen. Vor das Grab wird ein schwerer Stein gerollt.

L2.:Lasst die Flügel nicht hängen. Das Leben ist stärker als der Tod. Die Liebe ist stärker als die Macht. Das letzte Wort hat nicht das Grab, sondern die Verklärung. Das letzte Wort hat die Hoffnung und nicht der Tod. Das letzte Wort haben die Liebenden und nicht die Hassenden. Das letzte Wort hat die Barmherzigkeit Gottes. Das letzte Wort hat das ewige Leben. – Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

 

Predigt: (Pater Mitterhöfer)

 

FÜRBITTEN

P.:Jesus, du bist deinen Weg gegangen - mit allen Konsequenzen. Uns fehlt es oft an Mut für die eigenen Lebensschritte. So bitten wir dich:

L1:Für uns alle: Lass uns mithelfen, dass unsere Gemeinde immer mehr zu einem Ort der Begegnung mit dir und unseren Mitmenschen wird.

L2:Wir bitten Dich für uns selber, dass wir die kommenden Tage der Heiligen Woche nützen, um uns innerlich auf Ostern vorzubereiten.

L1:Wir bitten für alle, die gerade an Gottes Gegenwart zweifeln, lass sie deine Nähe spüren.

L2:Für die vielen Menschen, die gerade in diesen Zeiten einsam sind, schenke ihnen heilsame Begegnungen.

Freie Fürbitten

P.:Guter Gott, sei uns ein gütiger Vater und führe alle Menschen in Liebe zusammen, durch deinen Sohn Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.

 

SCHLUSSGEBET

Gott, dein Segen sei mit uns und mit allen, die wir im Herzen tragen. Sei bei uns, wenn uns das Leben herausfordert. Schenke uns Gelassenheit und Frieden, wenn wir unruhig sind. Gib uns den Mut, Ungewohntes zu wagen und begleite uns durch die kommende Woche. Amen.

 

SEGEN

Der gute Gott sei mit euch, wenn ihr euch auf den Weg macht, um ihm entgegenzugehen.

Er schenke euch seinen Geist, damit ihr das Ziel nicht aus den Augen verliert.

Er gebe euch Kraft, wenn der Weg zu beschwerlich wird.

Er bleibe immer mit seinem Segen bei euch.

So segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

 

Eine besinnliche Karwoch, Eva